Yoga (Intro) | Moderner Lifestyle oder urige Esoterik?

Volkssport, Entspannungstechnik oder spirituelle Wegbereitung?

Yoga ist heutzutage in aller Munde. Die Zielgruppe kaum alters- oder lebensphasenbeschränkt. Doch gibt es, zumindest deutschlandweit, immer noch mehr Frauen, die sich dem Yoga öffnen. Und dass, obwohl die uralte Übungsphilosophie ursprünglich für Männer konzipiert wurde. So war das heutige „Frauen-Hobby“ vor ein paar Jahrzehnten als Erleuchtungspraxis ausschließlich Männern vorbehalten.

Es geht um Achtsamkeit. Um die Begegnung mit seinem Körper. Die Begegnung mit seinem Inneren. Um den eigenen Atem: bewusstes Ein- und bewusstes Ausatmen. Es geht um Wiederholungen, um Regelmäßigkeit, um die tägliche Praxis. Es geht um viel mehr als die rein körperliche Bewegung. Yoga spiegelt eine Philosophie wider, der man durch gezieltes Üben im Umgang mit seinem eigenen Dasein und der Verbindung mit seinem gesamten Umfeld nachgeht und die man in seinen täglichen Alltag bestmöglich umzusetzen versucht.

„Friede beginnt damit,
dass sich jeder von uns jeden Tag um seinen Körper und seinen Geist kümmert.“
(Thich Nhát Hanh)

Die Entwicklung von Yoga hat teils große Veränderungen und Abwandlungen durchlaufen; dennoch steckt die Kernbedeutung immer noch in der Praxis. Und ganz egal, wie stark die veränderte Yogapraxis heute aussehen mag – jeder noch so individuelle Weg mag vielleicht genau der richtige für dich sein. Genau auf den Menschen zugeschnitten sein, für den er sich „passend“ anfühlt. Diese Freiheit der Selbstentdeckungsreise macht Yoga so einzigartig; und nicht zuletzt beliebt.

Übst du dich schon auf der Matte? Und befindest dich schon auf der spannenden Reise mit dem Titel „Willkommen bei dir zuhause“?

Oder ist dir Yoga bislang nur durch Hören und Sagen ein Begriff?

Ganz egal, wo du gerade stehst. Mit dieser kleinen Einführung in und um den Yoga kannst du definitiv etwas für dich mitnehmen.

Viel Freude beim Lesen! 🙂

 

 

~ Was bedeutet Yoga? ~


Die sogenannte „Wissenschaft vom Menschen“ fand in Indien ihren traditionellen Ursprung. Man kann Yoga auch als Einklang, Harmonie oder Verbindung bezeichnen. Yoga bekräftigt dieses Bild der Ganzheitlichkeit, d.h. er dient uns dabei, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen.

Die Bhagavad Gita ist die über 2500 Jahre alte spirituelle Schrift des Hinduismus. Danach kann man Yoga wie folgt definieren:

„Yoga ist die Weisheit des Handels –
Yoga ist die Bezwingung des eigenwilligen ungestümen Geistes –
Yoga ist Einssein mit dem Selbst.”

Yoga stellt eine Lebenseinstellung, eine Philosophie dar. Allerdings gibt es keine dogmatischen Richtlinien bzw. Begrenzungen auf eine Religion. Das macht Yoga so offen zugänglich für die breite Masse. Seine Vielfältigkeit, wie sie heute gelebt wird, spricht den einen im meditativen, den anderen im körperlich aktiven Bereich an.

Wenn wir heute an Yoga denken, sehen wir verdrehte Posen und Haltungen vor unserem inneren Auge. Ja, heutzutage hat sich der körperbetonte Aspekt, die Körperhaltungen (Asanas), durchgesetzt; zumindest in unserer westlichen Gesellschaft. Im Zeitalter seiner Entwicklung stand jedoch die spirituelle Erfahrung und der meditative Aspekt im Vordergrund. Ziel war es, durch die regelmäßige Meditation Erleuchtung zu erlangen.

Übrigens steht die Gewaltlosigkeit (Ahimsa) an erster Stelle der klassischen Yoga-Prinzipien, d.h. das Verletzen und Töten jeglicher Lebewesen wird komplett abgelehnt. Somit ist die yogische Lebensweise eine sehr vegan-freundliche.

 

 

~ Wer war dieser bedeutende Patanjali? ~


Die ursprüngliche Theorie des Yoga wurde in einem Vers-aufgebauten Leitfaden, den Yoga-Sutras, verfasst. Bestimmt ist dir auch die Bezeichnung “Sanskrit” in Verbindung mit dem Yoga ein Begriff…!? Dabei handelt es sich um die alt-indische Sprache der Veden, die vor allem im Hinduismus gebraucht wurde.

In dem Zusammenhang galt Patanjali, ein indischer Weiser, als der “Vater des Yoga”, denn diese verfassten Sutren gehen auf ihn zurück. Sein Name (Patanjali) bedeutet übersetzt soviel wie „meisterhafte Verneigung.“ Ein sehr ehrwürdiger Name, dessen Bedeutung auch wir mit unseren guten Taten oder im weiteren Sinne mit der Veehrung Gottes in den Alltag integrieren können.

Dieser philosophische Leitfaden, die Yoga-Sutras, beinhalten den bekannten 8-gliedrigen Pfad des Yoga:

  1. Yama: moralische Verhaltens”regeln”, wie beispielsweise Ahimsa (Gewaltlosigkeit)
  2. Niyama: Selbstdisziplin und spirituelle Reflexion
  3. Asanas: die klassischen Körperhaltungen bzw. Yogapositionen
  4. Pranayama: die Schulung des Atems (Atemtechniken)
  5. Pratyahara: das Beherrschen seiner Sinne und dem positiven Geist Raum schenken
  6. Dharma: Konzentration
  7. Dhyana: Meditation
  8. Samadhi: Erleuchtung, d.h. sein Höheres Selbst vollkommen verwirklichen; die Stufe der Vollkommenheit;

Aus den theoretischen Yoga-Stufen lässt sich schon ganz gut erkennen, dass Patanjali das Hauptaugenmerk auf die Fokussierung bzw. Konzentration des Geistes auslegte; denn dieser spielte anfänglich eine größere Rolle als die körperliche Praxis.

 

 

~ Was bewirkt Yoga in mir? ~


Fernab von Leistungsorientierung und dem Konkurrenzdenken schenkt uns Yoga die Zeit und den Raum, wieder bei uns selbst anzukommen. Den Blick nach innen zu richten, den eigenen Körper achtsam wahrzunehmen und bewusst mit ihm umzugehen. Prana, die Lebensenergie, soll unser physisches System durchlaufen. Und tatsächlich verspüren die meisten nach einer Yoga-Einheit Kraft und Energie. Mehr Fokus. Mehr Konzentration. Mehr geistige Schärfe. Und gleichzeitig mehr innere Ruhe, Gelassenheit, Geduld und inneren Frieden. Je regelmäßiger die Praxis durchgeführt wird, desto stärker der Effekt.

Aber nicht nur positive Berichte von der steigenden Zahl an Yogis und Yoginis weltweit leisten Überzeugungskraft. Auch die Wissenschaft hat sich mittlerweile der Wirkung von Yoga angenommen und zeigt, dass die regelmäßige Praxis die Anfälligkeit für Erkrankungen vorbeugt sowie bei vorhandenen Erkrankungen (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronischen Schmerzen, psychischen Beschwerdebildern) therapeutisch eingesetzt werden kann (Stahl et al., 2015; Cramer, 2017). Nicht zu vergessen ist, dass diese positiven Effekte Hand in Hand mit einem bewussten Lebensstil einhergehen, den man mit Hilfe von Yoga automatisch umsetzt.

Auf physischer Ebene werden anhand der Asanas eine Vielzahl an Bereichen angesprochen, beispielsweise die Tiefenmuskulatur, das Herz-Kreislauf-System, die Verdauung oder auch der Gleichgewichtssinn. Jeder dieser Körperhaltungen kann jedoch auch auf emotional-persönlicher Ebene ausgelegt werden. So stärkt eine kraftvolle Kriegerhaltung das Selbstbewusstsein und erdet dich.

Außerdem wird zu Beginn und am Ende jeder Yogastunde eine (Tiefen-)Entspannungsübung integriert und damit für nachhaltige Gelassenheit sowie Ruhe in dir gesorgt. Mit Hilfe des Pranayamas (Schulung des Atems) wird die Yoga-Einheit optimal abgerundet: dadurch können deine Energien gesteigert bzw. harmonisiert werden. Somit sprechen wir mit der Yogapraxis Körper, Geist und Seele ganzheitlich an.

Wie du siehst: Yoga ist mehr als ein Sport bzw. mehr als die reinen Körperübungen. Yoga kann dir zu mehr (Selbst)Bewusstsein verhelfen, einen besseren Kontakt zu deinem Körper, deinem Geist und deiner Seele herstellen, deine Gesundheit steigern und für mehr Gelassenheit, d.h. auch Stressreduktion, sorgen.

 

 

~ Wie kann ich üben? ~


Du hast Lust bekommen, mehr Lebensenergie zu tanken? Sehnst dich nach tiefer, nachhaltiger Entspannung in deinem hektischen Alltag? Oder möchtest dich einfach mehr bewegen? Achtsamkeit in dein Leben integrieren? Wie du siehst – es lohnt sich gleich mehrfach, die Yogapraxis anzugehen und im besten Fall regelmäßig dranzubleiben.

Allen Anfängern empfehle ich, mit einer Yogastunde in einem Kurs zu beginnen. In mir persönlich hat die Atmosphäre an der Seite eines erfahrenen Yogalehrers und dem geführten Ablauf von Tiefenentspannung, Pranayama, Asanas, ggf. Mantrasingen und der Abschlussentspannung so einiges bewegt.

Die einzelnen Asanas werden von jedem teilweise ganz unterschiedlich wahrgenommen, in Abhängigkeit von deiner Tagesform, deiner Offenheit und Bereitschaft, deiner Sensibilität für den Körper und für deine Bedürfnisse. Die ersten positiven Erfahrungen wirst du sehr schnell bemerken. Die Regelmäßigkeit ist jedoch der Schlüssel für einen nachhaltigen Effekt auf dein ganzheitliches System.

Im Laufe der Zeit kannst du deine ganz eigene, individuell auf deine Bedürfnisse und Vorlieben abgestimmte Yogapraxis entwickeln. Du benötigst nicht mehr als eine Yogamatte – und bequeme Kleidung, die jeder mit Sicherheit schon in seinem Kleiderschrank liegen hat.

Der Sonnengruß am Morgen, das Praktizieren einer Sivananda-Reihe oder die alleinige Meditation, wobei du 10-20 Minuten bewusst deinen Atem wahrnimmst, beobachtest und versuchst, deine Gedanken vorbeiziehen zu lassen, ihnen nicht zu folgen. Wonach auch immer dir ist – dein Körper, dein Geist und deine Seele werden immer mehr miteinander verschmelzen können. Und du darfst dir letztlich für diese wertvolle Zeit dankbar sein; die Nachhaltigkeit wird sich in dir und um dich herum bemerkbar machen.

 

 

~ Meine persönlichen Veränderungen mit Yoga ~


Eine wundervolle Tatsache, die ich nach meiner jahrelangen Yogapraxis nun kürzlich feststellen konnte, ist das Ankommen in meinem eigenen Zuhause. Mein Körper ist das Zuhause meiner Seele. D.h. ganz egal, auf welchem Fleck dieser Erde ich mich befinde, wie schwierig eine Situation im Außen gerade zu händeln sein mag – die Yogamatte schenkt mir diese unverwechselbare Atmosphäre, in der vertrautesten Heimat (meinem Körper) anzukommen. Das ist eines der schönsten Geschenke, die ich durch meine Yogapraxis erfahren durfte. Vor allem auf meinem Yoga-Retreat in Thailand (Januar 2017) durfte ich diese Erfahrung stark wahrnehmen…

So wie der Grund eines Sees deutlich sichtbar wird,
wenn die Wellen an der Oberfläche sich legen,
so kann das wahre Selbst wahrgenommen werden,
wenn sich die Erscheinungsformen des Geistes legen.
(Swami Sivananda Saraswati)

Auf körperlicher Ebene konnte ich meine Dehnbarkeit intensivieren und habe gelernt, achtsam mit meinem Körper umzugehen. Diese Bewusstseinspraxis wirkt sich aber automatisch auf den Alltag, auf das Leben mit meinem Umfeld aus. Nach einer Yogastunde mit Entspannung, Asanas und Pranayama fühle ich mich nicht nur mit frischer Energie aufgetankt; ich ruhe voller Gelassenheit, Selbstvertrauen und Freude am Leben in mir und kann gar nicht anders, als dieses Strahlen im Inneren mit der Welt da draußen zu teilen. 🙂

Yoga ist für mich die tägliche Pflege meines Körpers, Geistes und der Seele. Die optimale Methode, um diese Ganzheitlichkeit immer wieder in Einklang zu bringen:

Den Bedürfnissen des Körpers nachzugehen, den Geist zur Ruhe zu bringen und die Seele sprechen lassen.

In mir, in meinem Zuhause, ankommen zu dürfen. Für dieses Geschenk bin ich unglaublich dankbar und möchte es mit bestem Wissen und Gewissen in die Welt tragen…

 

 

~ Fazit: Yoga – mehr als das moderne „Frauen-Hobby“ ~


Sobald man mit der Faszination „Yoga“ in Berührung kommt, kann man in der Regel auch nicht mehr so richtig davon lassen. Schließlich unterscheidet sich die alt-indische Übungspraxis deutlich von dem herkömmlichen Sport- und Fitnessangebot; ist aber auch gleichzeitig nicht nur etwas für gediegene Meditationsfreunde. Seine Offenheit gegenüber den unterschiedlichen Weltanschauungen und Praktiken verleiht uns eine Menge Wahlfreiheit und macht den Yoga zugleich sehr sympathisch.

Die absolute Einzigartigkeit von Yoga liegt in meinen Augen in der ganzheitlichen Betrachtungsweise des Menschen:

  • dein Körper wird in unterschiedlichem Ausmaß gefordert,
  • dein Geist von den Alltagsablenkungen durch die Konzentration auf Körper und Atem zur Ruhe gebracht
  • und zugleich die Verbindung zu deiner inneren Stimme, deiner Seele, verstärkt.

Somit kann absolut jeder seinen ganz persönlichen Gewinn daraus ziehen. Ob Sportler, Manager, Hausfrau und Mutter, Vater, Büroangestellter, Student oder Rentner, ob gesund oder krank, ob klein oder groß, jung oder alt. Absolut JEDER!

Und falls dein Interesse jetzt ein klein wenig mehr geweckt wurde, du bislang aber noch gar nichts mit Yoga am Hut hattest, empfehle ich dir a.) eine Probestunde in einem Studio deiner Wahl zu besuchen und b.) an meinen Texten weiterhin dran zu bleiben.

Ich wünsche dir einen ganz wundervollen Tag, fernab von Stress und Sorgen. Und falls es doch mal zuviel für dich wird: auf der Matte findest du immer dein persönliches Zuhause – versprochen!

Alles Liebe, spread your love & Namasté,

deine Isabel!

 

Literatur

Cramer H. Wo und wie wirkt Yoga? – Eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme. DMW-Deutsche Medizinische Wochenschrift (2017). Vol. 142 (25): 1925–1929.

Stahl J.E., Doset M.L., LaJoie S., Dendinger J.W., Mehta D.H., Goldman R., Fricchione G.L., Benson H. Relaxation Response and Resiliency Training and Its Effect on Healthcare Resource Utilization. PLOS ONE (2015): 1-14.

 

Bilder
Unsplash (www.unsplash.com)

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