Mind | Was ist dein Geist, Verstand, Gedankengut?

In meinem Blog geht es zum Wesentlichen um das weitreichende Thema „Mindset“, das heißt unseren Geist, Verstand, unser Gedankengut. Dabei handelt es sich um eine enorme, kaum greifbare Entität, die weitaus mehr umfasst als wir auf den ersten Blick denken. Tatsächlich ist unsere Auffassung über das Mindset mehr oder weniger beschränkt. Manche unter euch würden es vielleicht als Gedanken, Logik, den rationalen Verstand, Intelligenz oder als biochemische Mechanismen unseres Gehirns beschreiben – das sind alles rationale, durch unseren Intellekt gesteuerte Versuche, diesen mystischen Teil unseres Selbst – unser „Mind“ – zu definieren.

Gerade weil es einen Unterschied zwischen unserem Gehirn und unserem Mind gibt und gerade weil es so unendlich viele, teils verwirrende Versuche gibt, diese Entität zu erklären, möchte ich mich darin versuchen, ein wenig mehr Klarheit in diesen Informationsdschungel zu bringen und meine persönliche Essenz, welche ich bislang lernen konnte, mit dir zu teilen.

Bevor wir also tiefer in weitere Themen rund um unser Mind in den nächsten Artikeln einsteigen, möchte ich zu allererst den Begriff an sich genauer unter die Lupe nehmen: Worum handelt es sich, wenn wir von unserem Mind sprechen? Wie funktioniert dieses Phänomen und inwiefern bezieht es sich auf unsere physischen Entität? Gibt es überhaupt eine Definition? Und wie sieht der yogische Ansatz zu dem aus, was wir in der westlichen Gesellschaft als „Mind“ bzw. Verstand, Gedankengut oder Intelligenz bezeichnen?

Mind.
Ein wertvoller Diener. Ein gefährlicher Meister.
(Osho)

Lass dich bereichern, viel Freude beim Lesen meiner Gedanken…

 

 

 

 

 

~ Mind – worüber sprechen wir? ~


Wenn man den westlichen, wissenschaftlich basierten Ansatz und den uralten, kulturellen, eher spirituellen Ansatz miteinander vergleicht, kann man prinzipiell zwischen zwei Begriffsdefinitionen unterscheiden, wenn es um das Thema „Mind“ geht.

Die rationale Seite würde sagen, dass man mit der Kraft des Minds zur mentalen Fähigkeit, dem Denken, Lernen und Kreieren von Ideen imstande ist. Die Wissenschaft assoziiert diese Leistung mit unserem Gehirn, welche auf kognitiven Fähigkeiten beruht.

Eine spirituell bezogene Aussage, welcher ich neulich begegnet bin, würde sich an folgender Begriffserklärung versuchen: die Gedankenkraft stellt Fluktuationen des universellen Bewusstseins dar, denn jeder Gedanke ist mit dem globalen, kollektiven Bewusstsein verbunden, das wiederum alle Gedanken und alles Wissen in sich trägt. Die Fluktuationen unseres Minds reichen von extrem positiv zu gewaltsam negativer Energie. Es gibt sogar Behauptungen darüber, dass unser Mind nicht zwangsläufig in unserem Körper sitzt, sondern gegebenenfalls extern oder in unterschiedlichen Regionen unserer physischen Entität zu finden ist.

“Du bist dort wo deine Gedanken sind.”
(Radhanath Swami)

Vielleicht kannst du keinem dieser Beschreibungen so richtig zustimmen: die erste Definition scheint recht beschränkt zu klingen, die zweite eher „überirdisch“. Allerdings gibt es da eine Definition, die ich als besonders trefflich und verständlich empfinde; mit der man wahrscheinlich vielmehr etwas anfangen kann. Dieser Theorie nach gibt es zwei Teile unseres Minds, wahrscheinlich hast du auch schon davon gehört: unser Bewusstsein, das nur ca. 10% des gesamten Volumens unseres Minds ausmacht und das Unterbewusstsein, das sich unter der Ebene der bewussten Wahrnehmung befindet und den deutlich größeren Anteil ausmacht.

 

 

 

 

 

~ Bewusstsein und Unterbewusstsein ~


Die meisten von euch werden mit dem Ansatz des Bewusstseins und Unterbewusstseins schon vertraut sein und dem auch zustimmen. Da die bewusste Ebene unseres Denkens nur einen winzigen Teil dieser mentalen Fähigkeit ausmacht, kann man sie nicht als Synonym für den Begriff „Mind“ verwenden. Mit anderen Worten: alle Gedanken, die du bewusst den Tag über denkst bzw. mitverfolgen kannst, sind nur ein winziger Teil dessen, was sich in deinem Mind abspielt. Als ein guter Vergleich stellt die Spitze eines Eisbergs unser Bewusstsein dar, wohingegen der unendlich weite Teil unseres Unterbewusstseins in den Tiefen des Ozeans schlummert. Eine andere Metapher, die dir den Vergleich sehr gut veranschaulicht, ist der Ozean an sich: die Wellen auf der Oberfläche repräsentieren deine fluktuierenden, kontinuierlich bewegenden Gedanken des Bewusstseins und der unendlich tiefe und weitreichende Ozean darunter stellt dein Unterbewusstsein dar.

Die faszinierende Welt des Unterbewusstseins kann in 3 weitere Sparten unterteilt werden, um das Ganze etwas zu verdeutlichen:

Zum einen haben wir diesen Urinstinkt, den evolutionären Teil, welcher unser autonomes Nervensystem darstellt. Dieser steuert und koordiniert unsere Physiologie, alle biologisch ablaufenden Prozesse, unsere instinktive Reaktion auf Gefahr, etc.

Als zweites besitzen wir den auch als „unbewusst“ bezeichneten Teil, unseren inneren Computer bzw. Autopilot. Dieser arbeitet nach bestimmten Programmen, die wir ihm eingeben, die immer und immer wiederholt werden. Vor allem in den ersten 7-8 Lebensjahren wird diese „Festplatte“ mit allem, was wir im Außen aufnahmen, programmiert. Diese Muster prägen unsere Persönlichkeit, Auffassungen, Werte, Glaubens- und Verhaltensmuster sowie unsere Emotionen. Dieser Teil muss bzw. wird ohnehin eigenständig programmiert, sofern wir das Ganze ohne unsere Aufmerksamkeit laufen lassen. Welches Programm wir letztlich „abspielen“ spiegelt einen wesentlich Teil unserer Persönlichkeit wieder: verhalten wir uns eher selbstbewusst oder selbstabwertend? Je achtsamer wir im Moment leben, desto größer ist unsere Fähigkeit, auf Geschehnisse im Außen in einer Weise zu reagieren, die unserem und dem übergeordneten Wachstum und Wohl dienen.

„Bis du dem Unbewussten bewusst wirst,
wird es dein Leben steuern und du wirst es Schicksal nennen.“
(Carl Jung)

Und den dritte Teil nennen wir unser „Höheres Bewusstsein“, der Geist, unsere Seele oder unsere wahre Natur. Diesen Teil könnte man im wahrsten Sinne des Wortes als unsere Fähigkeit zur bedingungslosen Liebe und Selbstwertschätzung bezeichnen, mit der wir alle geboren wurden. Der Teil verbindet uns mit der Energie der universellen Schöpfung.

 

 

 

 

~ Mind vs. Gehirn ~


Eine vielfach angenommene Meinung besagt, dass unser Mind im Kopf bzw. Gehirn lokalisiert wird. Wollen wir diese Hypothese mal genauer unter die Lupe nehmen: Bei unserem Hirn handelt es sich um ein physisches Organ im Körper, das als ein Netzwerk fungiert, Sinnenreize von außen subjektiv verarbeitet und diese für die jeweilige Person widerspiegelt. Das Mind hingegen ist weitaus mehr als diese – man könnte sagen – „begrenzte Wahrnehmung“.

„Dein Geist befindet sich in jeder Zelle deines Körpers.“
(Candace Pert)

Da wir unseren Kopf, genauer gesagt unser Gehirn als das Zentrum unseres Denkprozesses ansehen, scheint es sehr offensichtlich zu sein, den Begriff des „Mind“ in diese physische Region einzuordnen. Das mag zu einem gewissen Anteil der Fall sein; allerdings stecken in unserem Mind weitaus mehr Teile als all jene Denkprozesse, die wir mit unserer physischen Entität betreiben und wahrnehmen. Lass uns diese zwei Teile mal direkt in Vergleich stellen:

  • Während das Gehirn aus Nervenzellen und Blutgefäßen besteht sowie eine bestimmte Form besitzt, können wir Selbiges nicht von unserem Geist behaupten. Dieser existiert vielmehr als eine nicht sichtbare Form von Energie.
  • Während unser Gehirn das Zentrum des Nervensystem darstellt und somit über Nervenbahnen mit der Peripherie unseres Körpers kommuniziert, Bewegungen koordiniert, Gedanken und Gefühle steuert, bezieht sich unser Mind eher auf die Erkenntnis, auf das Verstehen von Dingen, auf das Bewusstsein für diese Dinge.
  • Unser Gehirn stellt sozusagen einen Spiegel für die physische Welt dar und es ist konditioniert. Es überträgt Informationen an das Mind und vom Mind an unsere Sinne. Man könnte sagen, es interagiert wie ein Instrument mit dem Mind.

Wenn du dich beispielsweise in einem körperlich entspannten Zustand befindest, können deine Gedanken, Gefühle, Wahrnehmungen aber gleichzeitig sehr aktiv sein; du kannst dich mental in einer Situation der Vergangenheit befinden oder dich über mögliche Momente in der Zukunft sorgen – sind das vielleicht weitere Hinweise darauf, dass Körper und Geist zwei Entitäten zuzuordnen sind? Ein anderes Beispiel ist der physische Tod, bei dem unser Gehirn wie jede andere Zelle des Körpers abstirbt und somit seine Funktionen nicht mehr aufrecht erhalten kann. Unser Bewusstsein hingegen, als bereits beschriebene Energie, wird nicht ausgelöscht. Schließlich kann Energie nicht verschwinden, sondern nur in eine andere Form umgewandelt werden –  das besagt sogar ein wissenschaftlich untermauertes Gesetz.

Unser „Mind“ kann als formloses Kontinuum betrachtet und somit keiner Physis strikt zugeordnet werden. Es ist vielmehr ein Konglomerat oder Verbund an Erfahrungen im Rahmen des Bewusstseins und somit nicht auf die subjektive Wahrnehmung der sogenannten objektiven Realität einer Person beschränkt.

 

 

 

 

~ Die yogische Sichtweise ~


Während meines Yoga Teacher Trainings in Indien habe ich auch den yogischen Ansatz zum Thema Mind kennenlernen dürfen, der sich etwas komplexer, aber sehr interessant und meiner Meinung nach wahrheitsgetreu gestaltet. Diesen möchte ich gerne noch mit dir teilen.

Im Yoga umfasst unser Mind 16 Teile, darunter befinden sich vier fundamentale Bereiche:

  1. Buddhi („Intellekt“): Der Intellekt wird als ein nützliches Hilfswerkzeug angesehen, ein Instrument, ohne dem wir nicht überleben könnten; aber in unserer modernen Gesellschaft schenken wir ihm zu viel Aufmerksamkeit. Du kannst ihn mit einem Messer vergleichen, das alles zerlegt und seziert. Die Wissenschaft ist beispielsweise ein Produkt des menschlichen Intellekts: alles wird auseinandergenommen, analysiert und aus einer reduktionistischen Herangehensweise heraus möchte es verstanden werden.
  2. Ahamkara („Identität“): Dieser Teil beinhaltet alles, womit wir uns identifizieren („Ich bin“). Der Intellekt ist ein Instrument, das die von uns anerkannte Identität schützt bzw. aufrechterhält. Die Identität ist wiederum ein Instrument, auf Basis dessen der Intellekt funktioniert; aus der Sichtweise heraus, womit du dich identifizierst. Mit dem Bewusstsein, das deine Identität prägt, wirst du deinen Intellekt leiten; somit kann dieser für oder auch eher gegen dich arbeiten. Metaphorisch gesehen ist Ahamkara die Hand, die das Messer (Buddhi) hält.
  3. Mana („Gedächtnis“): Dieser Teil trägt alle Informationen, die auf dem Planeten ablaufen. Mana ist sozusagen ein Koordinator sowohl der Sinne als auch der mentalen Schöpfung. Seine Energien entsprechen eher der des Kollektivs. Wir sind aufgrund der kollektiven Informationen genau zu jener Person geworden, die wir nun sind. Die Informationen in diesem Gedächtnis erschaffen Muster, welche wiederum physische Formen erschaffen.
  4. Chitta („Speicher von Gedanken und Gefühlen“): Du kannst dir Chitta als einen gigantischen Raum vorstellen, der alle Erinnerungen, Erfahrungen, Informationen – sogar aus vorhergehenden Leben – all diese Eindrücke in dir speichert. Chitta kann sehr nützlich sein, aber auch Schwierigkeiten verursachen. Dieser Teil ist immer aktiv, auch wenn du schläfst. Das heißt, er übernimmt auch physisch essentielle Aufgaben. Du kannst diesen Aspekt als die unendlich große Dimension deines Unterbewusstseins betrachten. Chitta wird unter anderem auch als „reine Intelligenz“ bezeichnet, eine Dimension von Intelligenz, die uns Zugang zum (spirituellen) Bewusstsein verschafft. Wenn du diesen Zugang findest, wirst du grenzenlose Intelligenz erfahren und zu allem Zutritt haben, zum Ursprung der Schöpfung.

Der zweite Yoga Sutra beschreibt mit den Worten “Chitta Vritthi Nirodha” das Ziel von Yoga durch die ganzheitliche Praxis: unser Mind werde zur Ruhe gebracht, um das ultimative Bewusstsein zu erfahren. Sobald wir alle fluktuierenden Gedanken in unserem Geist beruhigt werden können, werden wir den natürlichen Zustand von Gelassenheit und Frieden erlangen und im Stande sein, uns in Richtung Selbst-Erkennung zu begeben.

 

 

 

 

 

~ Fazit: unser kraftvolle Geist ~


Eine konkrete und allgemeine Definition unseres „Mind“ niederzuschreiben ist eine ziemlich herausfordernde Angelegenheit. Wie du schon sehen kannst gibt es unterschiedliche Ansätze, welche dieses komplexe Thema aufgreifen und auf den Punkt bringen möchten. Was ich für mich feststellen konnte, ist die Tatsache, dass unser Mind deutlich mehr ist, als wir im wahrsten Sinne des Wortes „zu Denken vermögen.“ Was aber wahrscheinlich noch viel wichtiger ist: unser Mind hat eine enorme Kraft, die wir alle bei Weitem unterschätzen.

Mich würde deine Meinung zu dem Thema sehr interessieren. Kannst du mit meinen Erläuterungen etwas anfangen?

Zum Ende dieses Artikels möchte ich gerne den Meister des Minds zitieren, Buddha – nehme seine Worte auf, lasse sie in dir ruhen und reflektiere:

Wir sind, was wir denken. Alles, was wir sind, entsteht aus unseren Gedanken.
Wenn die Gedanken rein sind, folgt die Freude wie ein Schatten der nie verschwinde.
(Buddha)

Om śānti śānti śānti!

Namasté,

deine Isabel!

 

Bilder
Unsplash (www.unsplash.com)

4 thoughts on “Mind | Was ist dein Geist, Verstand, Gedankengut?”

  1. Liebe Isabel!

    Meine Antwort auf deine Frage: „Kannst du mit meinen Erläuterungen etwas anfangen?“, lautet:: „Jein“!!!!!!!!

    Die Begriffe Bewusstsein und Unterbewusstsein sind mir sehr vertraut ebenso Gehirn, Gedanken und Geist.

    Die kräftigste Aussage, meiner Meinung nach, ist die von Buddha, das du als Schluss-Zitat. eingesetzt hast. Das erklärt alles.

    LG von Mum!

    1. Liebe Mama,
      vielen Dank für deinen ehrlichen und lieben Kommentar zu diesem Artikel.

      Das Thema ist tatsächlich ein recht komplexes und sehr umfangreiches. Es war ehrlich gesagt ziemlich herausfordernd, meine persönliche Essenz so kompakt und verständlich wie möglich niederzuschreiben. Aber wie du auch sagst: kurze Worte, die eine Menge Weisheit in sich tragen (s. Buddhas Zitat), sind oft aussagekräftiger als lange, umfassende Erläuterungen.

      Ganz liebe Grüße,
      Isabel!

  2. Dear Isabel,
    I would like to share my own experience of my own college days. Once we did a project of Brain Computer Interface just to prove how can one be in resonance with the Mother Earth. We recorded brain waves of a monk doing meditation and yes we noted some conclusions. The Earth actually sings or hum at a particular frequency which sometimes get variated due to tectonics plates movements. So with meditation the monk tried to reduce the frequency of brain waves to as close as to the earth frequency. Although it was highly difficult and theoretically one have to dead to actually listen to the hum. Since it was not at all possible, so the experiment conclusion were not complete, but yes we noted some pretty amazing phenomenas
    1. You can listen to the earth and talk. Even Earth is a complete living being just like humans. Even trees have feelings and when we cut them, they feel pain in a different way though and they also talk.
    2. The Periodic Spikes of Brain Waves resonates with the objects around them (In the experiment).

    Well there were many more conclusions, the point was, our mind is actually unimaginable powerful, still unknown how much.

    Thanks
    Siddharth

    1. Hello, Siddharth!

      Thank you very much for the comment and especially for sharing your experience on this almost non-tangible topic of our mind.
      It really highlights the complexity of this topic and as you said, much of it is still unknown … as we predominantly try to explain everything with our „limited perception“ of the brain. Further articles on this topic will be available soon and I’m always excited about people’s view/ perception/ approach/ opinion. So, I’d love to hear from you again! 🙂

      Thanks a lot for sharing & Namasté,
      Isabel!

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