Atme durch | In der Ruhe liegt die Kraft

Die selbstverständlichste Sache auf Erden, oder? Schließlich läuft sie vollkommen automatisiert, nebenher ab, ohne unsere vollkommene Aufmerksamkeit zu benötigen. Stünde sie jedoch für wenige Minuten still, bedrohe diese eine Sache unser ganzes Leben…

Ohne Atem, kein Leben.

Wir erhalten ihn mit dem Moment der Geburt, den „Hauch des Lebens“, und verlieren ihn beim Verlassen unseres Daseins.
Mit unserem Atem sind wir tief verbunden, mit uns selbst und mit allem anderen. Er reagiert subtil auf jeden kleinen Impuls unserer Außen- sowie Innenwelt. Bewusstes Atmen schenkt uns jede Menge Energie; für all jene, die mit fernöstlichen Entspannungstechniken vertraut sind, nichts Neues: Prana, Chi, Qi – die Lebensenergie, die wir mit dem Atem zuführen können. Die Atemtherapie hat sich ebenso als wirksames Therapeutikum, beispielsweise bei chronischen Lungenerkrankungen oder psychischen Unstimmigkeiten, wie Angstzuständen oder Depressionen, bewährt; zugleich ist es die wohl natürlichste und preiswerteste Methode, wieder zu genesen.

Leistung, Ehrgeiz, Erfolg, immer schneller, immer besser – wir leben fernab von der inneren Gelassenheit; vergessen die lebensnotwendigen Dinge, ohne die wir alles andere niemals bewerkstelligen könnten. Die permanente Atemkontrolle ist nicht nötig, aber wenn du dir regelmäßig Zeit für das wertvollste Geschenk deines Lebens nimmst, kann das massive Auswirkungen auf deine Gesundheit, dein Wohlbefinden, deinen Umgang mit Herausforderungen und Stress im Leben haben. Nur mit einem ausgeglichenen Gemüt kommen wir gesund durch das Leben.

„Wir sollten bewusstes Atmen üben, damit wir lernen,
in schwierigen Momenten mit heftigen Emotionen umzugehen.“
(Thich Nhat Hanh)

Du fühlst dich dem Leben ausgeliefert, verlierst dich unbewusst in Hektik und Stress? Hast du den Zugang zur inneren Ruhe vollkommen verloren? Dann pass auf: du kannst genau diesem Moment damit anfangen, indem du meine Einladung annimmst und dir die folgenden Zeilen durchliest.

 

 

 

 

 

~ Stress: Das Todesurteil für Gesundheit ~


Stress: ein Modewort mit fatalem Hintergrund. Eine „Alarm“-Reaktion unseres Körpers als Antwort auf einen von außen einkommenden Reiz.

Zuallererst müssen wir den Begriff aber differenzieren: aus evolutionärer Sicht können wir diesem Mechanismus sehr dankbar sein, schließlich hilft uns die gezielte Schärfung unserer Sinne mit schlagartigem Reagieren zum Überleben. Ein Hormoncocktail in unserem Körper; ein akuter Ruf nach REAKTION! Ohne diese Fähigkeit hätten wir unser Überleben niemals sichern können.

Jetzt kommt der entscheidende Punkt: gefährlich wird der Stress dann, wenn wir diesen Moment der „Gefahr“ nicht mehr loslassen können; wenn der ursprünglich angedachte Notfallmechanismus zum Dauerzustand wird. Sind wir gestresst, verlieren wir uns im außen, verlieren wir die Verbindung zu uns selbst, zum Hier und Jetzt – und somit zu unserem Atem. Wir werden krank. Körperliche Signale, wie Schmerzen, Tinnitus, Allergien, treten auf; mentale Störungen, wie Konzentrationsschwäche, Vergesslichkeit und Unaufmerksamkeit sind keine Seltenheit; seelische Folgen, wie Überforderung und Unzufriedenheit, sind wahrzunehmen. Süchte, Depression, Burnout. Ein Hilfeschrei deines Inneren. Nichts geht mehr!

„Einige Minuten Ärger oder Stress
kosten uns mehr Energie als ein ganzer Tag körperliche Arbeit.“
(Claudia Scheiderer)

Dass chronisch anhaltender Stress nicht gesund ist, wissen wir alle. Aber was genau passiert in unserem Körper, wenn wir uns dieser anhaltenden Hektik, diesem Gefühl der Überforderung, des Drucks unterwerfen?

 

 

 

 

 

~ Unser Nervensystem und Stresshormone ~


Unser sogenanntes vegetatives Nervensystem stellt eine zentrale Schaltstelle zur Bewerkstelligung aller unbewusst ablaufenden Prozesse unseres Körpers dar. Dabei unterscheiden wir zwischen zwei Antagonisten (Gegenspieler):

  • Der Sympathikus ist der aktive Part, er vermittelt leistungssteigernde Impulse, hält uns fokussiert und wach, wobei wir jedoch Energie verbrauchen.
  • Dem entgegen steht der Parasympathikus, welcher bei Ruhe und Entspannung zum Tragen kommt; beispielsweise sorgt er für unsere Verdauung und dominiert den Schlaf, ist in Zeiten der Regeneration und Energieaufbau aktiviert.

Das sympathische und das parasympathische Nervensystem wirken beide auf unsere Organsysteme, allerdings mit entgegengesetzter Wirkung. Beispielsweise steigert der Sympathikus den Herzschlag, den Blutdruck, hemmt die Verdauungsfunktion, steigert den Stoffwechsel und Energieverbrauch, wohingegen der Parasympathikus exakt gegenteiliges bewirkt.

Stress führt physiologisch ganz automatisch zu einer erhöhten Sympathikusaktivität. Finden wir nicht mehr ausreichend Ruhe, hat das langfristig eine Vielzahl an nachteiligen und gesundheitsschädlichen Effekten.

Ein aktiver Sympathikus regt auch die Ausschüttung von bestimmten Hormonen, den Katecholaminen, an. Dazu zählen Adrenalin und Noradrenalin. Gelangen diese Hormone in unsere Blutlaufbahn, heißt es: Flüchten oder Angreifen. Die Muskulatur spannt sich an, das Herz schlägt schneller und Energie wird verbraucht. Daneben wird auch ein Glukokortikoid, das bekannte Cortisol, zur Energiebereitstellung freigesetzt. Das Immunsystem und Entzündungsprozesse werden gehemmt und Energie aus Leber, Muskeln sowie Fettzellen freigesetzt – schließlich muss man für ALLES bereit sein und handeln!

Ein Stressor (Reiz) wirkt von außen auf uns ein, wir reagieren und versuchen diesen Stress zu bewältigen. Würden wir die Situation meistern und loslassen, könnte sich Entspannung und Ruhe einstellen. Fangen wir jedoch an, an dem einwirkenden Reiz, der heutzutage in der Regel bei weitem nicht lebensbedrohlich ist, festzuhalten, bleibt der Stresspegel aufrecht erhalten. In den meisten Fällen brauen wir uns mental eine Geschichte zusammen, malen uns Horrorszenarien aus, verfallen in Gefühle der Angst, Verzweiflung, Unsicherheit, verlieren unseren Selbstwert und programmieren uns den chronischen Stress quasi vor.

 

 

 

 

 

~ Aktivität versus Ruhe ~


Moment mal! Heißt es nicht immer: Bewegung hilft gegen Stress? Sport baut Anspannung ab und sagt dem Grübeln den Kampf an?

Absolut! Dem kann ich nichts entgegnen. Regelmäßige körperliche Aktivität sorgt dafür, dass geballte Energie aus einer angespannten Muskulatur abgebaut werden kann; ebenso wie die Stresshormone, die in solchen Situationen durch unser Blut fließen. Außerdem leisten wir durch Sport einen riesengroßen Beitrag für unsere Gesundheit und steigern unsere Laune, unser Wohlbefinden; dabei kommt es nämlich zur Freisetzung von Endorphinen, wie beispielsweise Serotonin.

Beim Sport wird unser Körper gefordert, d.h. die Muskulatur muss sich im Anschluss wieder regenerieren, weshalb Sport in einem gesunden Ausmaß empfehlenswert ist. Die innere Ruhe und tiefe Entspannung wird durch das Laufen oder Gewichte stemmen jedoch nicht ersetzt.

„Entspannung bedeutet, alle Bedenken und Spannungen loszulassen
und die natürliche Ordnung des Lebens durch sich hindurchfließen zu lassen.“
(Donald Curtis)

Wenn es darum geht, sich zu entspannen, vom Alltag herunterzukommen, denken wir meist sofort an die Couch, am besten noch mit laufendem Fernseher und der Schokolade oder Chipstüte in der Hand. Allerdings ist das nicht unbedingt die Variante von Entspannung, von der ich spreche. Fernsehen und nebenher essen bzw. trinken kann einem sehr gut dabei helfen, sich vom Alltagsstress abzulenken; das mag auf kurze Dauer auch funktionieren. Aber auf lange Sicht schaden wir uns nur damit, zumal wir Widerstand gegen unsere Emotionen leisten und diese mit zucker- und fettreichem Essen sowie irgendeiner Sendung regelrecht „betäuben.“ Somit hilft uns diese Methode bei Weitem nicht dabei, nachhaltige Gelassenheit, innere Ruhe und die Verbindung zu unserem Selbst zu finden.

Der Schlaf ist die wohl intensivste Methode, zu Ruhe und tiefgreifender Erholung zu kommen. Allerdings ist es keine Seltenheit, bei einem chronischen Stresspegel Probleme beim Ein- und Durchschlafen zu haben. Gerade, weil es uns heutzutage so unglaublich schwer fällt, komplett abzuschalten und uns hinzugeben, leisten aktive Entspannungsmethoden gute Hilfestellung. Um ein Beispiel zu nennen: Yoga nutzt den Atem sehr fokussiert, um mehr Ruhe in unseren Geist zu bringen. Der Atem ist wie ein Brücke, eine nicht-trennbare Verbindung zwischen Körper und Geist – das beschreibt, wie ich finde, sehr schön  die Bedeutung unseres Atem.

 

 

 

 

 

 

Wie finde ich innere Ruhe? ~


Das Handy klingelt, die Kinder rufen, der Chef kommt mit einer neuen Palette an Aufträgen, die Freundin steckt gerade in einer tiefen Beziehungskrise, die Mutter bittet um Hilfe und der Partner erwartet selbstverständlich auch die Anwesenheit von einem selbst; ach, und der Haushalt müsste auch wieder erledigt werden. Ein Kreislauf aus Druck und Stress, in dem wir uns öfter verlieren und manchmal gar keinen Weg mehr herausfinden.

Wenn wir uns in solchen Lebenssituationen zurücksetzen und diese Probleme mit dem laufenden Verstand „aussitzen“, hat das in der Regel keinen zielführenden Erfolg. Das Hamsterrad in unserem Kopf wird sich weiterhin auf Hochgeschwindigkeit drehen und nicht zur Ruhe kommen; dazu braucht es schon unsere Bewusstwerdung und die Zähmung dieses „monkey mind“.

Dabei können uns aktive Entspannungsmethoden helfen:

  • Yoga,
  • Pilates,
  • Autogenes Training,
  • Tai Chi,
  • Qi Gong,
  • Progressive Muskelentspannung
  • oder einfach der Gang in die Sauna sind ein paar Methoden, um ein Stück weit „bewusster“ abzuschalten.

Auch die Natur hat einen nachgewiesenen Heilungseffekt auf unser ganzheitliches System: Körper, Geist und Seele. So reagiere unser Immunsystem auf die non-verbale Kommunikation mit den Bäumen. Regelmäßige Aufenthalte und Spaziergänge in Wäldern und Naturgebieten sorgen nicht nur für bessere Stimmung, auch Angst und Schmerz solle dadurch nachweislich reduziert werden (Arvay, 2015).

„Manchmal brauchst du nicht immer einen Plan.
Manchmal musst du nur atmen, vertrauen, loslassen
und schauen, was passiert.“

Für alle Fortgeschrittenen gilt die Meditation als Schlüssel zu innerer Ruhe, zu innerem Frieden. Dabei dient uns der Atem als das geeignete Tor zu unserer inneren Welt, sofern wir ihm unsere volle Aufmerksamkeit schenken. Durch die regelmäßige Meditationspraxis geben wir auf physiologischer Ebene unserem Parasympathikus ausreichend Raum, um alle notwendigen Prozesse der Entspannung einzuleiten. Auf emotionaler Ebene lernen wir durch die Vergegenwärtigung und Stille, uns nicht auf jede aufkommende Emotion einzulassen. Einen Schritt zurücktreten, sich den Gedanken, das Gefühl ansehen, es kommen und gehen zu lassen. Über die Effekte der Meditation gibt es viel zu viel zu berichten, als dass der Inhalt in diesen Absatz passen könnte. Dazu gibt es definitiv noch den ein oder anderen separaten Artikel!

 

 

 

 

~ Fazit: In der Ruhe liegt die Kraft ~


Der Zustand vollkommener Entspannung sorgt für das Aufladen unserer körperlichen, mentalen und emotionalen Batterien. Physiologische Prozesse, wie der Herzschlag, der Blutdruck, der Stoffwechsel und unser Atem verändern sich und die ganzheitliche Regeneration setzt ein. Leider vernachlässigen wir diesen essentiellen Part der Selbstfürsorge viel zu häufig und unterliegen den äußeren Reizeinflüssen, welche sehr häufig Stressgefühle in uns auslösen.

„Ein Augenblick der Geduld kann vor großem Unheil bewahren,
ein Augenblick der Ungeduld ein ganzes Leben zerstören.“
(Chinesische Weisheit)

Die Atmung ist unser Tor zur inneren Ruhe. Konzentrieren wir uns für ein paar Momente mit uneingeschränkter Aufmerksamkeit auf unseren Atem, tauchen wir direkt in den jetzigen Augenblick, das Hier und Jetzt, ein. Unser Geist bekommt die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen, unser Körper hat die Chance, in den regenerativen Modus zu gehen.

Aber es muss nicht sofort die Meditation sein; auch aktive Entspannungstechniken, ein Spaziergang in der Natur oder ein Besuch in der Sauna kann unseren Erholungspegel stark anheben.

Ich wünsche dir nun aus Herzen einen kraftvollen Tag, an dem du in deiner inneren Ruhe bleiben kannst.

Alles erdenklich Liebe,

deine Isabel!

 

 

Literatur

Arvay C. Der Biophila Effekt. Verlag: edition a (2015), 3.Auflage.

 

Bilder
Unsplash (www.unsplash.com)

4 thoughts on “Atme durch | In der Ruhe liegt die Kraft”

  1. Liebe Isabel!

    Wenn man Wellness im Alltag lebt geht alles leichter. 10 Min oder 20 Min oder eine halbe Stunde sich im Terminkalender notieren und es wie ein date mit sich selbst sehen. Ein kurzer Spaziergang/Nordic Walking vl gleich nach der Arbeit und auf den Atem hören, ein Wannenbad mit Duftölen oder Duftkerzen und auf den Atem hören, eine Entspannungsmusik beim Einschlafen und auf den Atem hören (Einschlafen ist gesichert). Es bewirkt Wunder, da spreche ich aus meiner eigenen Erfahrung.

    Das Lesen deiner Seiten ist auch ein stressfreier Genuss, in diesem Sinne, stressfreie Zeit an Euch Alle da draußen.

    Deine Mum!

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